Der Steigerwald-Express ist eine fast 50 km lange Nebenbahnstrecke in Unterfranken, am Rande des Steigerwalds. Sie ist eine der längsten noch existierenden Nebenbahnen in Deutschland und verläuft vom Bahnhof Kitzigen-Etwashausen über Wiesentheid und Gerolzhofen nach Schweinfurt Hbf.
Das Gesetz zum Bau und Betrieb des Abschnitts von Kitzingen nach Gerolzhofen wurde 1888 verabschiedet und im Sommer 1891 wurde mit dem Bau begonnen.
Die planmäßige Eröffnung fand am 18.11.1893 statt.
Im Jahre 1900 wurde dann das Gesetz zum Weiterbau der Strecke bis nach Schweinfurt beschlossen und 1902 begannen die Arbeiten für diesen Abschnitt.
Der planmäßige Betrieb zwischen Gerolzhofen und Schweinfurt Hbf wurde am 24.11.1903 aufgenommen.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. April 1945 die Eisenbahnbrücke in Kitzingen von der Deutschen Wehrmacht gesprengt. Nicht einmal eine Woche später, am 11. April 1945, wurde auch die „Gerolzhöfer Eisenbahnbrücke“ in Schweinfurt beim Rückzug von der Wehrmacht gesprengt. Bis zum Bau einer Behelfsbrücke bei Schweinfurt 1946 war daher nur ein Inselbetrieb zwischen Sennfeld und Etwashausen möglich. Erst 1984 wurde die Behelfsbrücke durch eine bei Kreuzwertheim demontierte Brücke ersetzt.
Die Brücke in Kitzingen wurde trotz jahrelanger Bemühungen der Städte Kitzingen und Gerolzhofen nie wieder aufgebaut. Seither endet die Strecke im Bahnhof Kitzingen-Etwashausen. Die Kilometrierung an der Strecke wird jedoch wie zu Reichsbahnzeiten von Kitzingen aus gezählt, wogegen die Kursbücher der Bahn die Kilometer ab Schweinfurt zu zählen beginnen. Allerdings ist vermutlich gerade das Fehlen der Verbindung zur Hauptstrecke in Kitzingen für den Erhalt der gesamten Strecke maßgeblich.
Der Verkehr auf der Strecke
Aufgrund der fehlenden Mainbrücke in Kitzingen war die zwei Kilometer lange Strecke zwischen Kitzingen und Kitzingen-Etwashausen der erste, welcher nur noch mit dem Bahnbus befahren werden konnte. Der Abschnitt tauchte aber bis zur Kursbuch-Winterausgabe 1967/68 als „Strecke gesperrt, Fußweg 2,5 km, private Kraftwagenverbindung zu allen Zügen.“ auf.
Der Personenverkehr zwischen Kitzingen-Etwashausen und Gerolzhofen wurde – im Gegensatz zu anderen Nebenbahnen relativ spät – am 31. Mai 1987 auf Busverkehr umgestellt, am 29, Mai 1987 folgte der Verkehr zwischen Gerolzhofen und Schweinfurt. Im Laufe der Jahre fanden aber einige Sonderfahrten entlang der Strecke statt.
Der Güterverkehr wurde bis weit in die 90er Jahre hinein mit täglich zwei Zugpaaren nach Etwashausen gefahren. Jedoch wurden schwächere Gütertarifpunkte in den 90ern aufgegeben.
Der größte Kunde, die Firma Fehrer in Etwashausen und Großlangheim, gab jedoch zum März 2001 den schienengebundenen Verkehr auf. So fuhr die Cargo-Bedienfahrt nur noch zweimal in der Woche mit einer V60 nach Etwashausen. Die große Kahlschlagwelle MorA C (Marktorientiertes Angebot Cargo) erwischte auch die Untere Steigerwaldbahn. Zum 01. Januar 2002 wurden die verbliebenen Gütertarifpunkte Kitzingen-Etwashausen, Wiesentheid und Gerolzhofen für den Einzelwagenladungsverkehr aufgegeben.
Bis Mitte 2006 wurde die Strecke von der in Etwashausen stationierten US-Army gelegentlich für Militärtransporte genutzt. Durch den Truppenabzug vom Kitzinger Standort erlebte die Strecke im Frühjahr 2006 letztmals eine kurze „Blütezeit“ in der mehrere Ganzzüge wöchentlich zum Flugplatz Kitzingen und von dort zurück nach Schweinfurt in das Hauptstreckennetz verkehrten.
2007 wurde die Holzverladung im Bahnhof Gochsheim aufgegeben, so sind die letzten Kunden ein Schrottplatz in Sennfeld, sowie der Hafen Schweinfurt.
Die Strecke heute
Die an der Strecke liegenden Städte und Gemeinden, sowie die Landkreise Kitzingen und Schweinfurt sind grundsätzlich an ihrem Erhalt interessiert, lehnen jedoch eine Kostenbeteiligung ab.
Die Bayerische Regionaleisenbahn (BRE), eine Tochtergesellschaft der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE), hat die Strecke von Etwashausen bis Gochsheim am 13.04.2005 von der Deutschen Bahn übernommen. Der Streckenabschnitt zwischen Schweinfurt Hbf und Gochsheim wird nach wie vor von der DB-Netz betrieben, da diese in diesem Bereich noch Güterverkehrskunden bedient.
Der Streckenabschnitt zwischen Großlangheim und Kitzingen-Etwashausen war zwischen 2007 und 2009 wegen vermuteter Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg für den Zugverkehr gesperrt. Der Förderverein Steigerwald-Express befuhr am 22. Mai 2011 mit der Kleinlok 310 865 als erster offizieller „Zug“ nach der Sperrung diesen Abschnitt.
Ein regelmäßiger Verkehr zwischen Etwashausen und Sennfeld findet, abgesehen von (Sonder-)Fahrten des Fördervereins, nicht statt.